Hermann Heußner: „Wir sind und wollen eine Demokratie sein“

Warum setzen Sie sich für ein Wahlrecht ab Geburt ein?

Wir sind und wollen eine Demokratie sein. Demokratie heißt Selbstbestimmung des Volkes nach der Mehrheitsregel. Zum Volk zählen auch die Kinder. Also müssen auch die Kinder das aktive Wahlrecht haben.

Was spricht Ihrer Ansicht nach dafür?

14-Jährige haben oft schon dieselbe politische Einsichtsfähigkeit wie Erwachsene. Es verstößt gegen die Gleichheit, ihnen das politische Menschenrecht des Wählens zu verweigern. Solange Kindern die notwendige Einsichtsfähigkeit fehlt, müssen die Eltern stellvertretend für ihre Kinder wählen können.

Wie wird sich unsere Gemeinschaft Ihrer Meinung nach verändern, wenn auch Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren wahlberechtigt sind?

Die Parteien und damit der Staat und die gesamte Gesellschaft werden sich viel stärker an den Interessen von Minderjährigen ausrichten. Das politische Angebot wird kinderfreundlicher.

Welche Unterstützung brauchen junge Wähler, um ihr Wahlrecht auszuüben?

Guten politischen Unterricht.

Auf welchem Weg kann das Wahlrecht ab Geburt Ihrer Meinung nach durchgesetzt werden?

Durch Bewusstseinsbildung wie zum Beispiel die Kampagne des Deutschen Familienverbands. Durch aufsehenerregende Aktionen, so Baby-, Kinder- und Eltern-Smartmobs im Umfeld von Wahllokalen nach dem Motto: „Wir sind auch das Volk, wir wollen hier rein“. Durch thematisch einschlägige Kult-Videos im Internet. Durch Aktionen in den politischen Parteien. Durch Massenpetitionen und Volksinitiativen. Durch Volksbegehren und Volksentscheide. Und durch Klagen vor den Verfassungsgerichten.

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Professor Dr. Hermann Heußner ist Vater dreier Kinder und lehrt an der Hochschule Osnabrück Öffentliches Recht und Recht der Sozialen Arbeit.
Weitere Forschungsschwerpunkte liegen im Wahlrecht und der direkten Demokratie.